Sir Dave Brailsford hat das britische Profi-Fahrrad Team, das in 100 Jahren nur 1 Goldmedaille gewonnen hat und in 110 Jahren noch nie die Tour de France, zu Gewinnern gemacht von erstaunlichen 60% aller Goldmedaillen, die man weltweit gewinnen kann im Radsport. In 10 Jahren (2007-2017) haben britische Fahrrad-Profis 178 Weltmeisterschaften und 66 olympische oder paraolympische Goldmedaillen gewonnen und 5 Tour de France Siege eingefahren. (Quelle: https://jamesclear.com/marginal-gains)

 

Gewinnen mit „1% besser“?

Genau das hat Dave Brailsford mit seinen Profi-Teams getan: Relevante Dinge um 1% verbessert.

Wie er selber erzählt, ging es um Dinge wie folgt:
„By experimenting in a wind tunnel, we searched for small improvements to aerodynamics. By analyzing the mechanics area in the team truck, we discovered that dust was accumulating on the floor, undermining bike maintenance. So we painted the floor white, in order to spot any impurities. We hired a surgeon to teach our athletes about proper hand-washing so as to avoid illnesses during competition (we also decided not to shake any hands during the Olympics). We were precise about food preparation. We brought our own mattresses and pillows so our athletes could sleep in the same posture every night. We searched for small improvements everywhere and found countless opportunities. Taken together, we felt they gave us a competitive advantage.“
(Quelle: https://hbr.org/2015/10/how-1-performance-improvements-led-to-olympic-gold)

Und der Erfolg des Teams hat ihn für seine so banal klingende Idee des „1% better“ überdimensional belohnt.

 

Grosser Erfolg, kleiner Erfolg – Deinem Gehirn scheissegal

Wir kennen den Effekt unseres Leistungsanspruchs nur zu gut, wo im Gegensatz zu 1% zum Beispiel Google mit „10x better“ in der Ideenfindung kutschiert und wir im Leistungsdruck oder Perfektionismus versinken.

Die grosse Story ist einfach geiler als das kleine Gedöns, wo man erstens dranbleiben muss und auch noch das feinste Bewusstsein haben muss, damit man Veränderung wahrnimmt und das 1% motiviert hochhält.

Und jetzt? Nix tun? Sicher nicht! Lass uns experimentieren!

Zum Start ein bisschen Mathematik:
If you can get 1 percent better each day for one year, you’ll end up thirty-seven times better by the time you’re done. Conversely, if you get 1 percent worse each day for one year, you’ll decline nearly down to zero. What starts as a small win or a minor setback accumulates into something much more.
(Quelle: https://jamesclear.com/marginal-gains)

Buchtipp: „Die 1%-Methode“ von James Clear https://amzn.to/2zC80TU

Wie würde dein Leben aussehen, wenn du deine wichtigsten Lebensbereiche aufschreibst und in all diesen Bereichen etwas tust, damit es 1 % besser wird?

  • Gesundheit
  • Beziehung
  • Finanzen
  • Familie
  • Herzenswunsch
  • Sexualität
  • Projektidee
  • Arbeit
  • Abläufe
  • Eltern
  • Erziehung
  • Bildung
  • Sport
  • Hobby usw.

 

Wie ist 1% besser?

Spannend finde ich auch, wie ich mir eine 1% Veränderung denn vorstellen soll? Wie ist das, wenn etwas 1% besser wird? Wie ist das erlebbar, wie ist das messbar, wie zeigt sich 1%?

Und wie muss ich mir die Summe der Veränderung vorstellen? Ist das dann glücklicher sein? Ist das das gute Leben?

Für dein Gehirn ist es gemäss Forschung egal, ob du Olympiagold gewinnst oder erfolgreich dein Müsli machst morgens. Ihm ist es schlicht egal, Hauptsache das Dopamin kickt rein. Es kann ganz einfach den Unterschied nicht festmachen. Das Problem ist, dass wir 90% unseres täglichen Tuns nicht mehr als Erfolg erachten. Duschen? Hä? Müsli machen? Common!

Nun, stell dir vor du bist im Rollstuhl querschnittsgelähmt. Duschen? Ein Erfolg, wenn dus selber irgendwie kannst. Ein Müsli machen? Grandios!

Dein Gehirn will Dopamin, egal ob von grossem Erfolg oder kleinem. Und es will es so oft wie möglich!

Unser Gehirn braucht die vielen kleinen Erfolgsmomente, weil die grossen sind zu rar.

„The more times you succeed at something, the longer your brain stores the information that allowed you to do so well in the first place. That’s because with each success, our brain releases a chemical called dopamine. When dopamine flows into the brain’s reward pathway (the part responsible for pleasure, learning and motivation), we not only feel greater concentration but are inspired to re-experience the activity that caused the chemical release in the first place.

This is why the cultivation of small wins can propel you to bigger success, and you should focus on setting just a few small achievable goals. While your ambitions can remain grand, setting the bar too high with goals can actually be counterproductive. Each time we fail, the brain is drained of dopamine making it not only hard to concentrate but also difficult to learn from what went wrong.“
(Quelle: https://www.entrepreneur.com/article/225356)

Buchtipp: „The Entrepreneurial Instinct“ von Monica Mehta https://amzn.to/2WWF81c
Weiterführender Artikel: über Neuroplastizität und Erfolg in diesem Harvard Business Review Artikel: https://hbr.org/2010/01/success-gets-into-your-head-and-changes-it

Wir sind also auf Autopilot, damit unser Gehirn möglichst keinen Aufwand hat. Nur, damit verlernen wir die kleinen Erfolge zu kultivieren. Und da unser Gehirn grossen Erfolg und kleinen Erfolg nicht unterscheiden kann, wäre das ein ultimativer Hack für mehr Zufriedenheit. Nur, haben wir noch unseren lieben Verstand und der lacht uns ins Gesicht, wenn wir das Müslimachen abfeiern und verhindert so unser Dopaminstösschen. Er stört unser Erfolgsempfinden nachhaltig und bringt uns ins Grübeln, Zweifeln oder nagt am Selbstwert.

Arschloch!

Und der Verstand versucht uns die Idee von 1% mit Zynismus-Tsunamis wegzuspülen.

„Ach, was soll schon mit 1% besser sein?“

Unsere Chance ist, zu trainieren, dem Verstand nicht zu glauben, seinen Argumenten immer gleich ein positives Gegenargument „für dein Tun und Vorhaben“ herzhaft einzuwerfen und deinem Gehirn so viele neue Bilder zu geben, damit es nicht auf alte zurückgreift und dein Verstand bestätigt wird.

 

Ran ans Experiment!

Also #howabout:

  1. Erstelle eine Liste von deinen wichtigsten Bereichen im Leben
  2. In welchen dieser Bereiche willst du 1% etwas verbessern
  3. Mit welchen Handlungen willst du das in den Bereichen erreichen?
  4. Was ist dann anders mit der 1% Verbesserung?
    Gib deinem Gehirn so viele Bilder wie möglich: Wie sieht das Neue aus? Wer ist dabei? Wo findet das neue statt? Wie fühlst du dich dabei? Was sagst du neu? Wie reagieren Menschen um dich herum?
  5. Ermöglicht deine Verbesserung auch eine Verbesserung für dein Umfeld, deinen Ort, deine Region, dein Land, die Welt?
  6. Machen ist wie wollen, nur krasser!

 Hier noch als PDF zum Downloaden, Ausdrucken und Aufhängen!

Viel Spass bei diesem Experiment!

Und mach dich locker!
Das ist nun nicht auf Lebenszeit, sondern starte doch mal und versuche es ein paar Wochen.
Dein Gehirn mag 60-80 Tage, weil es dann die neuen Gewohnheiten schafft in dein Leben zu integrieren. Also #howabout 60 Tage freudvolles experimentieren.