Am Millennial Gipfel wurde über drei Kernthemen philosophiert, eines davon war die Familie. Es ging darum herauszufinden, ob unsere Ansichten des Zusammenlebens und der Familienplanung wirklich stark von denen unserer Eltern divergieren, oder ob wir die Einstellung des Elternhauses grundsätzlich übernehmen. Wir sprachen über Rollenaufteilung, Familie in Verbindung mit dem Job und fragten den frischgebackenen Vater Luca nach den Learnings seines noch jungen 30 jährigen Lebens. Wir haben verschiedene Stimmen eingefangen.
Wie steht’s bei euch um Familienplanung?
- Ich wünsche mir eine Familie mit Kindern. Die Kindererziehung ganz auszulagern kommt für mich nicht in Frage. Ich will nicht, dass meine Kindern von jemandem Fremden erzogen werden. Für mich muss es aber machbar sein, dass ich als Mutter arbeiten kann. Auch wenn es in gewissen Phasen nur ein Tag pro Woche ist, ich will um jeden Preis “einen Fuss drinbehalten” im Berufsleben. Ich selbst habe viel Zeit in der Krippe verbracht, da meine Mutter alleinerziehend war. Ich bin ein Familienmensch und Kinder gehören zu meiner Zukunftsvision, das hat auch meine Studienpläne beeinflusst. Ich war auf dem besten Weg Chirurgin zu werden und war am Übergang zum dritten Jahr Medizinstudium, als ich das Studium abbrach. Von verschiedenen Oberärzten und Professoren, die ich durchs Studium kennenlernte, wurde mir eingetrichtert, dass mit meinen Plänen eh nur der Beruf der Hausärztin kompatibel sein würde. Ich wechselte an die ETH. Ich dachte immer, es sei einfacher Karriere und Familie unter ein Dach zu bringen – es braucht neue Gesellschaftsmodelle, die Frauen die Möglichkeit geben auch in Gesundheitsberufen Karriere zu machen und trotzdem Zeit für die Familie zu haben. (Bea, 24, Studentin und Gastronomieangestellte)
- Ich vertrete in dieser Hinsicht eine sehr traditionelle Meinung. Ich will nicht altmodisch oder patriarchalisch klingen, aber ich wünsche mir, dass meine Frau zu Hause bleibt. Ich will für meine Kinder keine Krippenerziehung. Ich weiss, dass ist ein Streitpunkt, aber ich wurde selbst von meiner Mutter groß gezogen und will, dass meine Kinder das gleiche erleben dürfen. Ich kann es mir durchaus vorstellen Vater zu werden, doch bis ich 40 bin, will ich auf Karriere setzen. (Jonas, 23, Banker)
- Familienplanung wird heutzutage stark vom Arbeitgeber mitbeeinflusst. Dieser hat eine Verantwortung Raum zu schaffen indem Beruf und Familie vereinbar sind. Eltern sollen flexibel arbeiten können und ihre Kinder von Schule/Krippe abholen können. Die Workload kann auch vom Home Office aus beseitigt werden. Im Vorschulalter der Kinder, braucht es für Eltern die meiste Flexibilität. Mein Vater hatte diese nicht, ich sah ihn wenig bis nie bis ans Ende meiner Primarschulzeit (Reto, 23, Einkäufer).
- Ich sehe Familienplanung nicht als ein Thema, dass der Politik übergeben werden sollte. Verantwortung sollte in die Familie zurück. Partner untereinander müssen diskutieren, schlussendlich plant man die Familie gemeinsam. Wenn grundsätzlich verschiedene Ansichten bestehen, bezüglich den Rollenverhältnissen und wer wieviel arbeiten soll, dann sollte man keine Kinder zusammen haben, basta! Den gesellschaftlichen Druck, trotz anderer Ansichten, um jeden Preis eine Familie zu gründen haben wir nicht. Weiter beeinflusst uns die Verschiebung von Zeithorizonten: Wir studieren teilweise noch mit 40, Gründen unser erstes Startup mit 60 und haben in jedem Lebensabschnitt einen neuen Job. Die klassische Familie, die wir heute kennen könnte leicht den Ausnahmefall bilden (Dario, 24, Rohstoffhändler)
Der Wiedereinstieg für Mütter ist nicht einfach. Quelle: mint-magazin.net
- Rein biologisch haben Frauen und Männer andere Voraussetzungen. Die Schwangerschaft unterbricht unsere Karriere für ein halbes Jahr – das System verhindert aber den Wiedereinstieg oft komplett. In einer Firma wird der Status einer ambitionierten Angestellten in der heutigen Wirtschaft von “High Potential” zu “No potential” geändert, wenn Sie die Schwangerschaft bekanntgibt. Meine Mutter ist jetzt 50. Sie hat vier Kinder grossgezogen. Die Branche in der sie einst gearbeitet hat hat sich extrem gewandelt. Grafiker arbeiteten früher manuell. Sie hat studiert, hat eine Ausbildung, hat Zeit und Energie. Trotzdem ist es schwer einen Job zu finden- Mich schreckt das ab. Was gibt es für eine Lösung? Müssen Mütter wirklich ihre Jobambitionen aufgeben? Wir reden nicht immer von 10 jährigen Auszeiten. (Natalia, 23, Studentin und Kellnerin)
Frage direkt an Luca: Als frischgebackener Vater, was gibts du uns mit auf den Weg aus deinen knapp 30 Jahren Lebenserfahrung?
- Ich habe gelernt im Alltag Freude vor Achievement zu stellen. Achievement im Sinne von beruflichem Statusgewinn und Erfolg. Ich dachte immer Hierarchie sei notwendig und der Drang die Karriereleiter hinaufzuklettern war gross. Über die Jahre wurde mir bewusst, dass der Job nur ein Stream in meinem Leben ist. Musik, Fussball, Freunde und Familie dürfen nicht untergehen. Alles auf die Karte Karriere zu setzen macht für mich kein Sinn. In einen goldenen Käfig will ich mich nie treiben lassen, auch wenn ein fetter Gehaltscheck winkt. Ich habe keine Angst, dass ich meinem Kind zu wenig bieten kann. Verzichten auf Materielles kann darin resultieren, dass man mehr vom “echten” gibt. Die wichtigste Ingredienz des Elternseins ist Liebe, Überfluss an Materiellem brauchts nicht. Ich seh das so, das unser Leben von 3 Säulen getragen wird: Job, Umfeld und das zu Hause. Bei Veränderungsprozessen sollte man darauf bedacht sein, nicht mehr als zwei gleichzeitig anzupacken, sonst wackelt das ganze. In diesem Sinne folgt eurer inneren Stimme und dem, was euch Freude bereitet. Vertraut eurer Intuition und lasst euch nicht von vermeintlichen Systemen verängstigen. (Luca, 29, Consultant und Brand Journalist)
Die Millennials waren sich in einigen Punkten einig. Sie sehen Familie allesamt als wichtige Konstante im Leben, die Rückhalt und Sicherheit geben soll. Alle an diesem Roundtable wollen Kinder. Wenn es jedoch, um Rollenaufteilung geht divergieren die Meinungen stark. Den Männern ist es wichtig von Anfang an präsent zu sein, an diesem Roundtable sagten mehr als drei Viertel, dass Sie Ihren Vater kaum sahen in der Kindheit. Das gibt Impulse, um es anders zu machen und Familie anders zu denken. Bevor die Kinder da sind, wollen die Männer in der Runde auf Karriere fokussieren.
Was wir Millennials zum Thema Freizeit sagen, erfahrt ihr im nächsten Blogpost.
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