Irgendwann bin ich zum Punkt gekommen, wo ich mich gefragt habe, was ich da alles mache und ob ich das überhaupt muss?

Eigenwilligkeit war mir gegeben. Seit ich 19 Jahre alt bin, als ich meine erste Firma gegründet habe, bin ich aufgestanden und habe trainiert, was ich heute wohl alles zu tun haben könnte. Höchst selbstgewählt. Chefs habe ich keine wirklich akzeptiert und nur in zwei Praktikas je welche gehabt.

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Wie kommt es, dass ich bei so hoher Selbstwahl ins Müssen komme?

 

Bei mir waren es immer „Templates“ an denen ich mich orientiert habe. Templates, die mir vorgegeben haben, was ich zu tun habe – selbstgewählt, jedoch nicht weniger pushy und von aussen aufgesetzt.

Mit dem Ziel die geilste digitale Agentur zu sein, war ich bereit, vieles zu müssen. Wenn du das willst, dann gibt es Regeln. Und diese Regeln gilt es zuerst zu erkunden und dann virtuos mit ihnen zu spielen. Ich habe auf diesem Trip jedoch oft vergessen, was ich wirklich wirklich will.

Ich will diesen Pitch gewinnen. Wofür?

Ich will diesen Brand als Kunden. Ich muss den Umsatz holen. Ich will gegen die grossen Agenturen gewinnen. Ich muss die beste Kampagnen-Idee haben. Ich will zeigen, dass wir die Kampagne als digitale Spezialisten, am schlausten konzipieren. Ich muss die besten Argumente haben.

Soll ich?

Was will ich wirklich? Gewinnen! Wofür?

Darf ich die grossen Agenturen so offensiv hinterfragen?

Kann ich dann das auch liefern, was gefordert ist?

Und so hat sich das Karussell gedreht zwischen wollen, sollen, müssen, dürfen, können.

Und ob nun das Template Agenturbranche, Beraterbranche, Kommunikationsbranche, Marketingbranche, Werbebranche oder nun Förderbranche ist, überall lauert die Formel „wollen, sollen, müssen, dürfen, können“.

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Du bist der DJ, die DJane

 

Es ist wie ein Mischpult mit fünf Reglern

Ich bin der DJ und produziere den Sound meines Lebens, indem ich die Musik, die als Template läuft, nun richtig knackig abmische. Im besseren Fall habe ich die Musik gewählt und mische nun in dieser selbstgewählten Party den knackigen Sound.
Oder im besten Fall produziere ich die Musik selbst und mische nun im Studio den eigenen knackigsten Sound ab.

Die fünf Verben haben mir, seit ich sie in dieser Kombination nebeneinander entdeckt habe, immer wieder geholfen den knackigsten Sound zu produzieren.

Meine Aufgabe bleibt, diese immer wieder neu zu mischen, da es eine Auto-Mix-Funktion gibt, die mit „artificial Intelligence“ ihren eigenen Mix herstellt. Es lohnt sich von Zeit zu Zeit genauer hinzuhören, ob der Sound auch wirklich noch so knackig ist und ob meine Partygäste noch ekstatisch tanzen und abfeiern, oder ob sie schon in den Ecken sitzen und auf den geilen Sound warten.

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Ein Beispiel

 

Aktuell arbeite ich an der globalen Bewegung, dass in jedem Ort eine Anlaufstelle für Zukunftsfragen entsteht. Betrieben durch intrinsisch motivierte Menschen, die bereit sind mindestens 2 Stunden pro Monat diese Anlaufstelle für die Bevölkerung, lokale Unternehmer*innen, Politiker*innen oder Lehrpersonen zu öffnen. Das ist mein selbstproduzierter Song. Nun gibt es darin Dinge, die ich mit diesem Vorhaben, wenn ich will, dass es erfolgreich wird, auch muss.

Ich will, dass diese globale Bewegung um die Welt geht.

Wie sieht die Finanzierung aus?

  • Will ich die Finanzierung über Förderungen durch Stiftungen machen?
  • Soll ich die Finanzierung über Förderungen durch Stiftungen machen?
  • Muss ich die Finanzierung über Förderungen durch Stiftungen machen?
  • Darf ich die Finanzierung über Förderungen durch Stiftungen machen?
  • Kann ich die Finanzierung über Förderungen durch Stiftungen machen?

Und nun gehts ans abmixen.

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Der vertiefte Blick auf die fünf Regler

 

WOLLEN – Die klare Absicht

Will ich die Finanzierung über Förderungen durch Stiftungen machen?

  • Ich will die Skalierung und die Aufbauarbeit über Förderung durch Stiftungen finanzieren.
  • Ich will die Finanzierung in einer anderen Logik als die Wirtschaft mir vorgibt.
  • Ich will kein Business Modell zwanghaft suchen müssen.
  • Ich will frei sein von ökonomischer Logik.
  • Ich will Raum für den Aufbau haben, ohne die Frage nach Profit.
  • Ich will Finanz-Partner haben, die mitentwickeln, mitdenken und mitinvestieren.
  • Ich will keinen Druck durch Knappheit an finanziellen Mitteln, sondern den einzigen Druck, den ich akzeptiere, ist durch das Momentum, das es zu nutzen gilt.

Ich will ist das stärkste Manifestations-Verb. Es bringt zu Tage, was mein Motor ist. Es hilft mir die Bilder im Kopf zu bauen, wie ich es wirklich wirklich will. Realität hat hier nichts zu suchen. Pragmatismus ist der Tod des Wollens. Es geht um die Vorstellungskraft eines idealen Szenarios, auf das ich hinarbeite.

Es geht um die stärkste Absicht, die du formulieren kannst.

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SOLLEN – Der Möglichkeitsraum

Soll ich die Finanzierung über Förderungen durch Stiftungen machen?

Ich könnte ja auch einen Mix machen aus Stiftungen und Sponsoring.

  • Soll ich einen Mix machen?
  • Soll ich neben Stiftungen auch Unternehmen anfragen?
  • Soll ich mir den Aufwand von zwei verschiedenen Antrags-Argumentationen, einmal für die Stiftungswelt formuliert und einmal für die Unternehmens-Welt formuliert, antun?
  • Soll ich noch jemanden fragen?
  • Soll ich noch Experten hinzuziehen?
  • Soll ich im Budget auf tutti gehen oder was ist das richtige Signal?

Beim Sollen hat es bereits leichten Zwang drin.
Denn es gibt nun Optionen, die es abzuwägen gilt. Und die spielen sich auch gerne gegenseitig aus. Beim Wollen, kann ich klare Ansagen machen und ich setze auf den fettesten Bass, den ich mir aktuell vorstellen kann, der die Partygäste zum Wippen bringt. Und ich höre auch vor allem nur auf den fetten Bass.

Beim Sollen kommt schon der Beat dazu, die Melodie, vielleicht der Gesang. Ich habe also plötzlich viel mehr Auswahl. Soll ich dies oder soll ich das? Ich brauche also viel mehr Ressourcen, da es um Entscheidungen geht. Ich brauche vermehrt meine Intuition, ich brauche mehr Information und Daten, ich muss mich mit dem eigentlich gewollten nochmals auseinandersetzen, weil sich dieses nun plötzlich in einem zusammenhängenden Etwas befindet. Jetzt war es doch erst gerade so klar…nun wird die Entscheidungskompetenz geprüft. Kann ich Entscheidungen treffen? Wie treffe ich Entscheidungen und was sind ihre Konsequenzen. Soll ich…?

Es geht um die beste Form deiner Entscheidungskompetenz.

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MÜSSEN – Die Essenz des Gelingens

Muss ich die Finanzierung über Förderungen durch Stiftungen machen?

Die höchste Form von Zwang.
Das liebe Müssen. Wie oft über Tags sagst du „Ich muss noch…“. Und wer sagt dir, dass du musst? Und wenn du musst, willst du auch? Und sollst du auch? Hast du das abgewogen? „Ich muss das einfach noch heute erledigt haben.“

Das Müssen killt unseren Flow.

Im japanischen IKIGAI, das Framework für ein gutes Leben, ist das Müssen an den Beruf geknüpft. Einen Teil deines Lebens musst du etwas tun, damit die Ressource da ist, die dir ein gutes Leben ermöglicht – das Geld. In der Berufung liegt das Wollen, das wiederum deine Seele nährt für das gute Leben usw.
Es gibt also Dinge, die wir als müssen akzeptieren sollten, damit das mit dem guten Leben klappt. Und schon in dieser Formulierung hilft uns das Verb sollen, um eine Entscheidung treffen zu können. Und auch dieses Müssen zu pulverisieren.

Entscheid ich mich für Selbstversorgung als Eremit irgendwo, wo ich Land bekomme, dann ist auch das Geld-Müssen, plötzlich aus dem System raus. Dann kommt naturgegebenes Müssen. Ich muss dann Dinge tun, damit der Anbau für die Selbstversorgung funktioniert. Dein Müssen zu überprüfen hilft dir so nahe an die Natur der Sache zu kommen, damit dein Wohlbefinden hoch bleibt und du deinen Monitor gefunden hast, ob das alles wirklich wirklich deiner Person und Idee einer Zukunft entspricht.

Burnouts kicken vor allem über eine zu hohe Müssen-Dichte rein. Und wir Menschen halten viel Müssen aus. Daher hör lieber genau hin bei diesem Sound, er könnte dein Leben retten.

Müssen ist nicht die zwanghafte Pflicht, sondern deine Essenz des Gelingens.

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DÜRFEN – Das Umfeld

Darf ich die Finanzierung über Förderungen durch Stiftungen machen?

Beim Dürfen prüfst du dein Umfeld. Es geht darum zu erspüren, ob das Umfeld meinem Wollen gut gesinnt ist. Und mit Umfeld meine ich gleichwertig dein inneres Umfeld mit innerem Kritiker, Glaubenssätzen und Prägungen, als auch dein äusseres Umfeld von Familie bis Team und Chef*in.

  • Darf ich mich fördern lassen?
  • Darf ich so arbeiten?
  • Darf ich ich die Bewegung so gross denken?
  • Darf ich mich von der Wirtschaft so direkt abwenden?
  • Darf ich auf Unterstützung hoffen?
  • Darf ich ich mich so hervorheben?
  • Darf ich so vorausgehen?
  • Darf ich eine so klare Vorstellung haben?

Wie oft höre ich „ich möchte und habe eine super Idee, aber meine*n Chef*in lässt mich nicht machen.“ Oder „das Team ignoriert meine Inputs“. Wir alle kennen das, dass wir voller Motivation reingehen und keine Sau macht mit. Das Schlimmste ist ignoriert zu werden, das Demotivierenste ist zur Zurückhaltung oder Aufgabe deiner Idee gemahnt zu werden. Ich DARF in diesem Fall also nicht.

Nun ist das genauso durch meine inneren Stimmen möglich und genauso unangenehm, wie wenn ich es in meinem beruflichen Umfeld erlebe. Ich darf dann nicht meine Energie, die ich aus einer Idee schöpfe, auf die Strasse bekommen. Nicht jede Idee ist gleich gut, nicht jede Idee passt in eine aktuelle Situation, aber mit jeder Idee kann man produktiv umgehen oder eben den Menschen demotivieren, bis er*sie kündigt, sich scheiden lässt oder vor lauter nicht dürfen sich gar sein Leben nimmt.
Insofern ist das sich zugestehen und das Dürfen ein mächtiger Regler, der meist in meinen Gesprächen über diese fünf Regler, als der einfachste eingestuft wird. „Pfff, ich darf sicher…“ klingt oft mehr trotzig und die bereits erfahrenen Ablehnungen und dadurch verursachten Narben zeigen sich in Sekundenschnelle.

Dürfen ist das Biotop für dein Anfangen.

 

KÖNNEN – Der direkte Weg zum Machen

Kann ich die Finanzierung über Förderungen durch Stiftungen machen?

  • Habe ich das Netzwerk und kann ich dieses für mein Wollen aktivieren?
  • Kenne ich die richtigen Leute und kann ich sie zum Mitmachen begeistern?
  • Kann ich so Anträge schreiben, die zu einer Förderung führen? Was wollen die hören?
  • Kann ich die nötigen Argumente zusammenführen und auf den Punkt bringen?
  • Kann ich die gemachten Versprechungen dann einhalten?

Das Können ist direkt an den inneren Kritiker geknüpft, der uns den ganzen Tag was erzählt, was wir alles nicht können. Unser Können ist das Kapital im Ganzen und bringt dann alles Gewollte auf den Boden.

Wenn ich mir ausgemalt habe mit Wollen, was ich will, abgewägt habe, ob ich und wie ich soll, Notwendigkeiten verstanden habe, die ich muss und mir Raum ermögliche im Umfeld, dass ich alles Notwendige darf, dann kommt das Können.

Dein Können ist das Sicherheitsseil zum Machen.

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Dein Experiment – hast du Lust?

 

Ich habe in unzähligen Experimenten mit mir selber und Menschen, denen ich von diesem Mischpult mit den fünf Reglern erzählt habe, entdeckt, dass man jedes Wort, jedes Vorhaben, jede Entscheidung oder jeden anstehenden Task über die fünf Regler schreiben kann und so in Sekundenschnelle überprüfen, wie der Sound klingt.

Beziehung oder Heiraten
wollen
sollen
müssen
dürfen
können

Beförderung oder neuer Job
wollen
sollen
müssen
dürfen
können

Digitale Transformation
wollen
sollen
müssen
dürfen
können

Diese Verantwortung
wollen
sollen
müssen
dürfen
können

Diese Veränderung
wollen
sollen
müssen
dürfen
können

Probiere es doch gleich mal aus. Experimentiere mit deinem Thema.
Vielleicht startest du mit einem Thema, das auf der Skala der Heftigkeit von 1 (easy peasy) bis 10 (tiefenpsychologische Knacknuss) eine 6 oder 7 ist, zum Starten.

Du wirst den Sound dazu entdecken, der dahinter steckt und du hast dadurch die Möglichkeit deinen eigenen Sound knackig zu machen, falls er es nicht ist und keiner in dir tanzt!

Und es macht übrigens saumässig Spass!

Hey, lass von dir hören, wie es dir mit dem Experiment ergangen ist. Ich freu mich über deinen Erfahrungsbericht im Kommentar oder im Live Chat oder auf einem meiner Social Channels.

#KeepExperimenting